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Internationale Erfolge 1882-1923

Christian Gottlieb erweitert kontinuierlich sein Sortiment. Zu den Instrumenten kommen nun Induktionsapparate, Mikrotome, Lampen für Endoskopie und ophthalmologische Instrumente.

Christian Gottlieb (1855-1907) und Pauline Erbe (1857-1933)

Als Christian Gottlieb Erbe Anfang der 1870er Jahre seine Lehre als Feinmechaniker in Stuttgart absolviert, ist das Deutsche Reich noch jung. Seit 1871 ist Otto von Bismarck dessen erster Reichskanzler. Die Industrielle Revolution hat Mitteleuropa erfasst. Nachrichten von Erfindungen in Technik und Medizin gehen in immer kürzeren Abständen um die Welt, während der junge Mechaniker, wie schon sein Vater, auf Wanderschaft geht. Er arbeitet in Wien, Berlin, Holland und Freiberg in Sachsen.

1882 übernimmt Christian Gottlieb Erbe mit 27 Jahren die Werkstatt. Im selben Jahr heiratet er Pauline Grünvogel aus Weil im Schönbuch. Anders als sein Vater, der alle Arbeiten in der Werkstatt allein erledigte, stellt Christian Gottlieb mehrere Mitarbeiter ein. Einige von ihnen holt er aus Berlin und Freiberg nach Tübingen.

Die Kontakte seines Vaters zu den Tübinger Universitätsinstituten sind eine gute Basis. Christian Gottlieb erweitert kontinuierlich sein Sortiment. Zu den Instrumenten kommen nun Induktionsapparate, Mikrotome, Lampen für Endoskopie und ophthalmologische Instrumente.

1907 stirbt Christian Gottlieb Erbe überraschend, mit 52 Jahren. Seine Frau Pauline übernimmt die Leitung des Unternehmens. Eine mutige Entscheidung in einer Zeit, in der Frauen in Deutschland nicht wählen und erst an einer Handvoll Universitäten studieren dürfen. An der Spitze eines Unternehmens sind sie eine Rarität. 16 Jahre lang bleibt Pauline alleinige Inhaberin, unterstützt von ihrem Sohn Christian Otto, dem sie 1923 die Firma übergibt.

Von 1893 an intensiviert Christian Gottlieb Erbe seine Werbung im In- und Ausland. Er lässt tausende Prospekte drucken, einige in englischer und französischer Sprache.

Von 1890 an sind Erbe-Geräte und -Instrumente auf Ausstellungen in der ganzen Welt zu sehen. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten: Preise und Medaillen kommen unter anderem 1891 von der Internationalen Ausstellung aus Antwerpen und – wie die hier abgebildete Bronzemedaille – 1893 von der Weltausstellung in Chicago. Die Auszeichnung erhält Erbe für ein Mikrotom. Chicago trägt 1893 den Beinamen „Schlachthof der Welt“ und ist das Zentrum der industriellen Fleischverarbeitung. Mit Mikrotomen lassen sich dünne Gewebeschnitte für bakteriologische und histologische Untersuchungen herstellen. Christian Gottlieb Erbe verbessert sie kontinuierlich. Seine Modelle finden große Aufmerksamkeit, da sie zuverlässig und äußerst präzise funktionieren.

Ob faradischer, Gleich- oder Drehstrom, niedrige oder hohe Spannungen: Um 1900 wird Elektrizität in der Medizin in immer vielfältigerer Weise eingesetzt. In der Werkstatt und im Laden von Erbe in der Neuen Straße 2 in Tübingen gibt es neben den optischen Waren ein breites Sortiment an elektromedizinischen Apparaten samt Zubehör. Ein Verkaufsschlager sind dabei Induktionsapparate, die Strom liefern für Chirurgie und Reizstromtherapie.

Seit 1851 kennt man in der Medizin den Augenspiegel, mit dem sich das Augeninnere untersuchen lässt. Christian Gottlieb Erbe verändert dessen Bauweise so, dass der Arzt ein reflexfreieres Bild der Netzhaut sehen kann. Diese Wirkung erreicht er, indem er der nur wenige Millimeter großen Durchblicks-Öffnung eine konische Form gibt. Seine Neuerung wird als „Augenspiegel Tübinger Modell“ rasch bekannt.

Der württembergische König Wilhelm II und seine Frau Charlotte sind Kunden im Optikergeschäft Erbe am Tübinger Holzmarkt. 1901 wird Erbe zum „Königlich-württembergischen Hoflieferanten“ ernannt. Als Christian Gottlieb Erbe 1907 stirbt, erhält seine Witwe Pauline das Recht, die Bezeichnung weiter zu tragen.